Wird es eine Maßnahme der Verkehrskontrolle welche nun endlich einmal mit dem Übel der Verkäufer, Fensterputzer und Parkwächter aufräumt? Die Dominikanische Republik kennt viele Gesetze, doch mangelt es an Kontrollen. Als Autofahrer kann man ein langes Lied der Leiden singen.
Die aufdringlichen Fensterputzer zum Beispiel. Man steht mit seinem Fahrzeug an der Ampel, wartet auf das grüne Lichtsignal. Man signalisiert deutlich dass man die Scheiben nicht gereinigt haben möchte, doch die aufdringlichen Fensterputzer fangen ihre Arbeit an. Da hilft weder ein freundliches Nein noch ein anderes aggressives Verhalten. Oft kommen auch aus dem Nichts die Schwämme angeflogen, klatschen auf die Frontscheibe.
Es gab bereits mehrere Todesfälle, wenn genervte Autofahrer die Waffe zückten und auf die „freundlichen Helfer“ geschossen haben. Die AMET, Verkehrspolizei in der Dominikanischen Republik, versprach bisher immer Kontrollen mit denen man die Fensterputzer von den Kreuzungen eliminieren wollte. Doch alle Kontrollen waren sehr kurzfristig, auf 1-2 Tage ausgerichtet, schon wenige Tage später eroberten die Putzer erneut ihr Revier.
Noch schlimmer sind die selbst ernannten Parkplatzwächter. Sie betrachten die öffentliche Straße als ihr „Geschäft“. Sie weisen Fahrzeugführer in freie Parkplätze ein und verlangen später sehr hohe Parkgebühren. Für ihre angebliche Aufsicht soll man manchmal 200 RD$ und mehr bezahlen. Vor allem die Ausländer bittet man gerne zur Kasse, da werden auch schon mal 500 RD$ aufgerufen. Um ihren unverschämten Forderungen Nachdruck zu verleihen treten sie oft mit Stöcken oder Baseballschlägern auf. Auch hier gab es schon Gewalt und Sachbeschädigung. Wer als Fahrer nicht zahlungswillig ist, der muss damit rechnen dass sein Auto auch beschädigt wird. Eingeschlagene Scheiben und abgebrochene Seitenspiegel sind nicht selten.
Letztlich führen auch die zahlreichen Straßenverkäufer zu Verkehrsproblemen. Was immer sie verkaufen, während des Verkaufs wechselt das Ampelsignal auf Grün, doch nichts bewegt sich. Irgendwer kauft gerade eine Flasche Wasser, Spielzeug, Sonnenbrille oder Telefonkarte. Auch diese Verkehrsbehinderung will die AMET nun bekämpfen, konsequent.
Als erste Räumungszone wurde an den Schnittpunkten Av. J.F.Kennedy mit Av. Maximo Gomez, 27 de Febrero mit Maximo Gomez und 27 de Febrero mit Av. Churchill, Av. Abraham Lincoln mit 27 de Febrero von der AMET nun durchgegriffen. Die dort stationierten AMET-Agenten haben nun auch die Order darauf zu achten, dass Verkäufer und Fensterputzer hier nicht mehr an ihre alten Betriebsstätten zurück kehren.
Weiter sieht man vor auf lange Sicht diese Aktionen auch in Santiago und anderen Städten der Dominikanischen Republik durchzuführen.
Kehrt nun Ordnung ein? Man wäre vielleicht guter Hoffnung, würde man eben nicht in der DomRep sein. Hier gilt auch das Gesetz der Gewohnheit (Costumbre). Es ist vielen Personen völlig egal ob sie ihre Arbeit illegal und gesetzwidrig ausüben. So wundert es nicht, dass sofort Protestaktionen folgten. Eine Gruppe von Fensterputzern und Straßenverkäufern versammelten sich an der Kreuzung 27 de Febrero um für ihre „Rechte“ zu kämpfen. Sie verlangen von den dominikanischen Behörden ihre Arbeiten fortsetzen zu können da ihre Einnahmen dazu dienen den Lebensunterhalt der Familien zu sichern.
Diego Pesqueira, Sprecher der AMET, begründet die Maßnahmen mit mehr als 50 Personenklagen. Die Zahl der Personen, welche von Fensterputzern, Verkäufern und vor allem Parkplatzwächtern verletzt wurden, steigt ständig.
Hört man die Klagen der Verkäufer, so der einarmige Kelvin Pilan, der seit 16 Jahren Sonnenbrillen an einer Kreuzung verkauft, sieht keine andere Möglichkeit eine Arbeit zu finden. Auch ein anderer Verkäufer verlangt „Bestandsschutz“. Seit 21 Jahren lebt er vom Verkauf auf der Straße, bringt so seine 4köpfige Familie durch.
Objektiv betrachtet geht die Gewalt meist von Parkplatzwächtern aus, eine richtige Mafia hat sich in Santo Domingo hier ausgebreitet. Überall dort, wo Parkplätze knapp sind (Behörden, Hospitäler, Kaufzentren), treten sie auf und betrachten öffentlichen Verkehrsraum als ihr privates Eigentum für deren Benutzung man Geld zahlen muss. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden findet man sie in der gesamten Kolonialzone, doch dann arbeitet die AMET nicht mehr. Somit wird gegen die potentiell gewalttätigen Wegelagerer nicht vorgegangen.