Diktator Trujillo, der erste Tourismusförderer der Dominikanischen Republik

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In der Dominikanischen Republik führte man per Gesetz (Ley 153) Anreize zur Tourismusförderung im Jahr 1971 ein. Damals zeigte sich die Regierung mit einem modernen Blick, erkannte die Möglichkeiten der Tourismusindustrie. Die Landeszentralbank (Bacno Central) half bei der Finanzierung der Infrastruktur für den Tourismus (INFRATUR) und richtete in der zweiten Etage der Bank eine Kreditabteilung ein, hier kanalisierte man weitgehend Gelder der Weltbank weiter, zur Finanzierung touristischer Projekte, meist Hotels.

Die erste von zwei großen staatlichen Maßnahmen war das Projekt „Playa Dorada“ bei Puerto Plata. Was damals anfing hat sich heute zur Hauptquelle der Devisen-Generierung der Dominikanischen Republik entwickelt. Doch war es wirklich die dominikanische Regierung welche den Tourismus entdeckte und begann diesen zu fördern? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es bereits eine Person gab die dem Tourismus eine große Bedeutung gab und diesen auch förderte.

Wir reden vom „Generalissimo“ Rafael Leonidas Trujillo Molina. Als Staatsmann, der seine Position auch missbrauchte, bleibt am Ende nur der Nachgeschmack eines Diktators, doch in den 30er, 40er und 50er Jahren war es eben dieser Diktator der begann mit Hotelbauten. In verschiedenen Provinzen des Landes baute er die Hotels, erkannte schon damals auch die Reize des Landesinneren und der Berge, lange bevor jemand auch nur wusste was ein Wort wie Ökotourismus, Bergwandern und dergleichen bedeutete!

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Hotel Nueva Suiza (Constanza), auch die heutige Ruine zeigt den damaligen Luxus

Wie heute so auch damals, Trujillo setzte auf die Hilfe ausländischer Unternehmer, diese kamen damals hauptsächlich aus Spanien, Deutschland und Puerto Rico. Zwei bedeutende Historiker (Mu-Kein Adriana San und Juan Daniel Balcaer) bestätigen auch, dass es tatsächlich ein „touristischer Weitblick“ Trujillos war als dieser den Bau von Hotels anordnete, in den verschiedensten Regionen des Landes. Böse Zungen behaupten der Diktator habe dies aus Selbstgefälligkeit getan, um bei seinen Reisen im Land auch eine Unterkunft vorzufinden. Dies ist jedoch falsch. Er besaß fast überall auch Häuser und hätte sich einfacher weitere Herrensitze bauen können wenn es ihm nur um das private Interesse gegangen wäre.

Das erste Hotel unter Trujillos Order ist das heutige Hotel Jaragua (Titelfoto). Trujillo befahl den Bau am 5. Juli 1940, am 17. August 1942 fand die Einweihung des „Hotel Nacional“ statt wie es damals hieß. Damals hatte das Bauwerk 66 Zimmer, wurde schon 1946 auf 75 Zimmer erweitert und ein Casino und andere Einrichtungen kamen zur Unterhaltung hinzu. Nach vielen Jahren, 24 Jahre nach der Ermordung Trujillos, wurde das Gebäude eingerissen, es entstand der neue (und heute noch aktuelle) Komplex des Hotels Jaragua.

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Hotel Matun (früher Hotel Marien)

1945 bekam der Architekt Henry Gazon Bona den Auftrag für den Entwurf eines Hotels in San Cristobal, ein Jahr später kam ein Hotel in San Juan de la Maguana hinzu, ebenfalls nach Plänen von Gazon Bona. 1948 widmete sich der Diktator dann Santiago de Los Caballeros zu. Das Hotel welches er errichten ließ hatte den Namen „Hotel Marien“, noch heute steht es in der Nähe des Monumentals, man kennt es als Hotel Matun. Der Orginalentwurf bestand aus 48 Zimmern und 3 Appartements.

Unter Trujillos Herrschaft wurden weitere Hotels gebaut, unter anderem in Higüey, Santiago Rodriguez, Mao, Sabana de la Mar, El Seibo, Barahona und in Jimani. Das Hotel in Barahona galt zum damaligen Zeitpunkt aber eher als ein Gästehaus des Diktators, hier war er gern mit zahlreichen geladenen Gästen. Damals hatte Trujillo auch hier ein Casino installieren lassen und eine Radiostation. Unterhaltung war ihm hier wichtig, doch nach der Ära Trujillo ließen die folgenden Regierungen dieses „Erbe“ des Diktators eher verkommen. Das Hotel wurde nur halbherzig geführt, erst vor kurzem entdeckte man diesen Wert wieder und hat dieses Hotel Guarocuya renoviert. Heute kann man den Atem der alten Zeiten wieder spüren und von der Hotelterrasse direkt auf die Bucht von Barahona schauen.

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Hotel Guarocuya, in der Präsidenten-Suite ist noch der komplett aus Zedernholz gebaute Kleiderschrank erhalten

Trujillo hat damals schon das praktiziert was man heute werbetechnisch nennt: Mehr als nur Meer und Strand. Trujillo errichtete Strandhotels, parallel dazu aber auch Berghotels. So lies er 1949 in den Bergen bei Jarabacoa das „Hotel Montaña“ errichten, in Boca Chica das „Hotel Hamaca“. Letzteres war das erste große Strandhotel der Dominikanischen Republik. 1954 wurde das „Hotel Nueva Suiza“ in Constanza gebaut, wurde so ein Berghotel welches mit seinem Namen an die Ähnlichkeit der Region mit dem europäischen Staat (Schweiz) hindeutete.

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Hotel Montaña (Jarabacoa), seit Jahren soll es wieder aufgebaut werden

Tourismuswerbung kannte Trujillo auch. 1955 richtete der die Ausstellung „Feria de la Paz y Confraternidad del Mundo Libre“ (Jahrmarkt der Ruhe und der Brüderlichen Gesinnung der Freien Welt) aus. Hier präsentierte man die modernen Hotels des gehobenen Standards, das erste 4* Hotel war damals das „Hotel Paz“, heute bekannt als „Hotel Hispaniola“.

Trujillo setzte seine Tourismuspolitik fort bis 1956, dann gab es eine staatliche Pause, es war gleichzeitig aber auch der Beginn des „Hotels El Embajador“. Es wurde das beste und angesehenste Hotel des Landes und blieb es über viele Jahre. Heute ist es in Privatbesitz und genießt noch immer einen hohen internationalen Ruf und zählt zu den angesehensten Hotels in der Dominikanischen Republik. Damals entstand dieses Hotel in der weiten Peripherie von Santo Domingo, man konnte am Meer und „fern“ der Hauptstadt ganz elitär verweilen und unter anderem den Polosport ausüben.

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Hotel Santo Domingo

Trujillos Erbe an die folgenden dominikanischen Regierungen waren insgesamt 19 Hotels. Einige sind heute verfallen, andere geschlossen, manche langfristig verpachtet oder auch in Privatbesitz (wie das Hotel Hispaniola und das Hotel Embajador). Regierungspräsident Dr. Joaquin Balaguer hatte dann mit seinem Gesetz 153 (seit 1971) den Grundstein dafür gelegt dass Investoren eine „Erleichterung“ zuteil kommt wenn sie in den Tourismus des Landes investieren.

Wenn man heute von den vielen Aktionen liest die sich die amtierende Regierung einfallen lässt um Investoren ins Land zu locken, dann muss man feststellen dass die Idee schon eine historische ist und es sich um Modifizierungen handelt. Den eigentlichen Weitblick im Tourismus und seine vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten hingegen sind auch nicht dem Geiste der letzten Tourismusminister entsprungen, lange vorher hatte schon der heute ungeliebte Diktator einen weltmännischen Weitblick und tatsächlich registrierte man schon damals einen Zufluss aus anderen Ländern, Touristen der gehobenen Privatiers Klasse.

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