Nein, nicht alle Touristen sind gleich. Und nochmals nein, ich richte mich mit meinen Gedanken auch nur an deutschsprachige Urlauber, denn einen derart geballten Unfug von Touristen findet man in englischsprachigen FB-Seiten, Foren etc. nicht. Ja, dieser Artikel wendet sich gegen Touristen. Gegen eine ganz besondere Gruppe von Urlaubern, welche leider vor allem auffällt mit ihrer deutschen Sprache. Und wie schon gesagt, es gibt auch andere Urlauber, leider in der Minderzahl. Denen, welche sich diesen Hut aufsetzen können, wird der Artikel nicht schmecken, ich werde der Buhmann sein. Egal, ich lebe nicht vom Tourismus und will meine Meinung frei mitteilen.
Mir liegen andere Urlauber am Herzen, die, welche mich verstehen, diejenigen, welche dem Land und vor allem dem Volk, auch etwas bringen. Tolerante Urlauber mit Verständnis, mit Herz und mit Geberqualitäten.
Bisher beobachtet man als Resident nur mit Argusaugen die Touristen, welche die Dominikanische Republik besuchen. Dabei stellt man sehr schnell fest, dass jede Nation ihre Eigenarten präsentiert. Es ist auch das gute Recht einer jeden Nation, sich mit seinen Gewohnheiten zu zeigen. So hat man aber auch das Recht, diese Eigenheiten einmal darzustellen.
Es ist aber nicht das Thema ob nun Russen saufen, oder die Skandinavier. Engländer hier als tätowierte Lobster herumlaufen oder Franko-Kanadier geiziger sind als Schotten. Dies wäre eine andere Reportage wert, wie Dominikaner die verschiedenen Landsmänner und –frauen wahrnehmen.
Hurrikan Matthew, ein extremer Orkan der sich hier lange um die Insel Hispaniola herumtrieb, hatte sich deutlich bemerkbar gemacht. Gott sei Dank, solche Naturereignisse sind sehr selten und nicht vergleichbar mit einer Schlechtwetterperiode die einem Touristen mal einen Urlaub vermiesen kann.
Straße in Santo Domingo, feuchter als im Hotel
Die Dominikanische Republik hat alles. Meist sind es die sonnigen Tage und die schönen Strände mit denen wir hier punkten können. Bei weiteren Umfragen loben Urlauber vor allem die Freundlichkeit und Gastlichkeit der Dominikaner. Dabei realisiert der Tourist nicht, dass das Lächeln in Hotels oft gestellt ist. Man MUSS ja immer „happy“ sein, der Urlauber will das so. Profilächeln. Was den Mitarbeiter gerade bedrückt, das darf niemand sehen. Eine harte Welt, der Einheimische lebt mehr oder minder in Armut, der Tourist schwelgt im Überfluss und ein nicht geringer Teil der Lebensmittel landet am Ende in der Tonne.
Wer jedoch einmal die Hotelbunker verlässt, noch dazu auf eigene Faust und nicht in einem geführten Herdenumtrieb, wo man angeblich die „Dominikanische Republik pur“ erlebt, der findet schnell Kontakt und die sprichwörtliche Gastfreundschaft. Der Dominikaner hat nämlich ein faszinierendes Naturell: trotz Sorgen kann er immer feiern, sich auch ausgelassen zeigen. Es ist seine Art, mit Problemen umzugehen. Man verdrängt Kummer und Sorgen mit Musik und Tanz, mit Alkohol.
Man zeigt Gelassenheit. erst mal ein Spielchen
Ja, das Volk ist arm. Doch kennen wir das nicht? Je weniger jemand hat, desto mehr gibt er. Wer gibt also? Der Dominikaner! Ein Lächeln von Herzen. Man unterhält sich mit dem Fremden mit Händen und Füßen. Man lädt einen fremden Menschen auf einen „Cafesito“ ein. Man ist hilfsbereit. Das merkt ein Tourist schnell, der mit einem Leihwagen unterwegs ist und einen Platten hat. In D rufst du den ADAC, denn andere Verkehrsteilnehmer sehen Dich nicht! Sie ignorieren Menschen in Not. Hier ist das anders. Schnell kommt Hilfe, oft sogar kostenlos oder für wenige Pesitos, denn der „typische“ Dominikaner hat heute noch seinen Stolz, hilft gern und gratis! Dies ist kein aufgesetzter Stolz mit Macho-Gehabe, das ist einfachste Menschlichkeit, die wir meist verlernt haben.
Und nun kommen wir zu einem Unwetter. Der Urlauber ist entsetzt! Da hat er doch durchschnittlich 1.500 – 2.000 Euro pP bezahlt und das Wetter spielt nicht mit! Was für eine Frechheit. Klar kann man verstehen, die Mehrheit der Urlauber kann sich nur einmal im Jahr einen solchen Urlaub leisten, doch bricht eine Welt zusammen wegen ein paar Regentagen? Auch an solchen Tagen kann man etwas unternehmen, wenn man denn auch will. Einfacher ist es, mit einem miesepetrigen Gesicht im Hotel zu hocken.
Da macht man sich aus Langeweile noch auf Mängelsuche. Die Stufen ausgebrochen, das Essen eintönig (auch hierzu muss man sagen: es gibt Nudeln, Pommes, Reis…jeden Tag. Wenn man natürlich ALLES JEDEN TAG in sich reinstopft, weil es ja schon bezahlt ist, dann ist es nach 3-5 Tagen „immer das Gleiche“. Dann meckert man über Hotelangestellte die KEIN DEUTSCH sprechen, aber ist man selbst auf der Höhe und kann wenigstens eine zweite Sprache zufriedenstellend sprechen? Wenn ich hier höre wie manch ein Tourist in englischer Sprache redet, dann bin ich eher in der Lage einen Ostfriesen, Bayern oder Sachsen in seinem Dialekt zu verstehen. Der deutsche Urlauber (den ich hier anspreche) ist wenig flexibel, erwartet aber viel.
Wie wenig er über Land und Leute weiß, das zeigt einem Facebook zum Beispiel. Da gibt es unendlich viele DR-relevante Seiten. Und wer sagt, es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten, dem sei das Lesen der Fragen und Kommentare empfohlen!
Wie wird das Wetter im November? Upps, ja wo denn? Bei 7 verschiedenen Klimazonen hat man die Auswahl und abgesehen davon, es gibt einen Klimawandel, es gibt Jahre mit extremer Trockenheit (2014 und 2015) und es gibt Jahre mit mehr Regen, wie in diesem Jahr. Was soll man diesem User schreiben? Die Wahrheit? Dann ist man der Böse, unhöflich und nicht hilfsbereit. Kann im Gegenzug diese Person mir denn sagen wie das Wetter in Berlin wird? So in der zweiten und dritten Woche im Dezember? Oder Fragen wie: Was bietet das Hotel als Sylvesterprogramm…Nun, wer aus der Tourismusbranche kommt, der weiß, man wechselt die Animation. Fast alle namhaften Hotelgruppen haben die sogenannten Wiederholungsgäste. Denen kann man unmöglich jedes Jahr die gleiche Show bieten!
Genial auch die Frage: In welcher Währung zahlt man außerhalb der Hotelanlage usw. Ja, nach mehr als 5 Jahren FB-Nutzung ist die Dämlichkeit an Fragen kaum noch zu unterbieten, aber man schafft es immer wieder. Nachdem nun Hurrikan Matthew zu Besuch war, kam die Frage: Soll ich nach Bayahibe fahren, oder ein anderes Urlaubsland buchen? Nun, Bayahibe ist ein Dorf, kein Land. Ein Hurrikan bleibt auch nicht die ganze Woche zu Besuch und wenn man erst in ein paar Tagen kommt, dann ist alles im grünen Bereich! Die Hotels räumen schon auf, da muss sich der Urlauber keine Gedanken machen. Und weil in einem kleinen Teil des Landes ein paar Wellen an Land kamen, muss man gleich das ganze Land unter Wasser sehen? Mancher Urlauber denkt, diese Insel ist nur eine Stadt.
So, wie im vergangenen Jahr, da nannte sich die Naturkatastrophe ALGENPLAGE. Da hörte man oft: ne, DR nie wieder, da sind ja nur Algen. Wobei weder Samana noch die Nordküste von Algen geplagt waren. Oder nun, beim Hurrikan: Ist das langweilig im Hotel!
Haben die Menschen verlernt sich selber zu beschäftigen? Kann man nicht trotzdem einen ausgedehnten Spaziergang machen? Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. So sagt man im Norden Deutschlands, wo der Regen häufiger anzutreffen ist.
Was aber am meisten bekümmert ist, das ist die Tatsache dass ein Urlauber eine Reise bucht ohne viel zu wissen von diesem Land und den Gewohnheiten. Da gibt man viel Geld aus und ist nicht informiert. Doch, da gibt es ja FB und seine Gruppen! Da fragt man, ungeachtet der Tatsache, dass diese Frage Gebetsmühlenartig gestellt wird, manchmal sogar nur 1-2 Posts davor! Suchfunktion? Google? Wikipedia? Die zahlreichen Hotelportale wie Holidaycheck und Tripadvisor? Wieso gibt es die denn? Da fragt doch Herr und Frau Einfältig lieber die FB-Gemeinde. Genug Deppen, die immer wieder brav antworten findet man ja. Und wehe da macht sich dann mal einer lustig über die doch so wichtige Frage!
Nein, der Fragesteller ist faul bis ins Knochenmark und spricht man ihn an, so reagiert er beleidigt. Was ist man doch für ein unhöflicher Zeitgenosse! Man wolle aktuelle Informationen. Doch mal ehrlich, wenn Tripadvisor tausende Bewertungen hat, dann sind hunderte aktuell! Wenn es hunderte Bewertungen gibt, dann sind Dutzende aktuell. Und wie bitte soll man die Vorliebe eines Urlaubers erraten, der nicht mal seinen Ort angibt, nur das Land? Keine Aussage zum Budget und den Interessen. Dumme Fragen eben, wie: ich bin im Dezember das erste mal in der DomRep, was kann ich machen? Am Besten ein dummes Gesicht, denn das steht einer solchen Person am Besten.
Nun aber wirklich zum Hurrikan. Da verzweifelt ein Tourist angesichts des schlechten Wetters. Dabei sitzt er im Hotel, das Buffet ist trotz Unwetter prall gefüllt und SAUFEN kann er bis zum Umfallen, denn es ist ja alles bezahlt, ALLES INKLUSIVE. Und nun haben wir Badeverbot und Regen. Welche Tragödie! Im zeitgleichen Raum erwartet man aber vom Dominikaner ein Lächeln, einen guten Service und keiner fragt sich: wie geht es dem denn jetzt, seiner Familie? Ist die Hütte unter Wasser? Haben die genug zu essen? Was ging bei der Überschwemmung kaputt? All diese Fragen stellt sich ein ignoranter Urlauber nicht. Der ist nur auf sich fixiert. Hat er doch bezahlt! Wo ist die Humanität? Kann man einem Menschen, der einen rund um die Uhr mit einem Lächeln bedient, nicht einmal persönlich begegnen, fragen, welche Probleme er jetzt hat, ob es ihm und der Familie gut geht?
Die Probleme im Land sind ja Peanuts gegen die Sorgen der Urlauber…
Ja, solche Touristen gibt es! Die machen das sogar ohne Unwetter, ohne Naturkatastrophe. Dauerurlauber, welche Jahr für Jahr kommen, das Land versuchen zu erkunden, sich mit Einheimischen befreunden. Nein, man muss ihnen keine Kamera mitbringen oder ein Smartphone. Der Dominikaner freut sich über die Tafel Schokolade, über Kleinigkeiten. Und nun? Nach einer Katastrophe? Fragt sich da ein Urlauber, ob er nicht sein Duschgel, Parfum und die alten Badelatschen hier lassen soll? Auch das ausgeblichene T-Shirt und die Badeshorts die nach ausgiebigen Buffet-Besuchen eng wurden, all diese Kleinigkeiten kann ein Dominikaner brauchen! Sprecht das Hotelpersonal an! Keine Scham, es sind ganz gewöhnliche Menschen, mit vielen grundlegenden Bedürfnissen! Wer mit einem Monatsgehalt von 150-200 Euro leben muss, der freut sich auch über Reste eines Parfums dass er sich sonst nicht mal tropfenweise leisten könnte! Und wenn die Person es selbst „nicht riechen kann“, Dominikaner leben in einer Gemeinschaft wo Hilfe und Freundschaft gelebt wird, nicht Neid uns Missgunst! Dann bekommt es die Schwester oder Nachbarin, irgendwer wird sich schon freuen!
Und wenn man in Tagen, wie den vergangenen, die Kommentare der ach so besorgten Touristen liest, dann fragt man sich: Hat ein so herzliches Volk solche Gäste verdient? Ja, diese Frage muss genau so gestellt werden, denn es ist das Volk, es sind die Arbeiter und Dienstleister, die dem Urlauber eine schöne Zeit bescheren. Sie geben unendlich viel, bekommen aber am Wenigsten.
Wenn der Urlauber glaubt, dass er dem Volk Gutes tut mit seinem Besuch, dann ist er im Irrtum. 75 % aller Hotelanlagen in der Dominikanischen Republik sind in den Händen spanischer Familien! Diese Hotelgruppen beherrschen den Markt. Es ist die Regierung, die an Devisen und Touristenkarten verdient, es sind reiche Unternehmer, die mit ihren Shops das Geld machen. Derjenige, der immer zu Diensten ist, mit einem Lächeln und Hingabe, der bekommt NICHTS, denn diese Mindestlöhne kann man auch als moderne Sklaverei bezeichnen. Natürlich ist der Dominikaner froh über seinen Job. Damit schafft er es zu überleben. Mehr aber nicht.
So, am Ende nur ein Satz: Denkt nach bevor IHR läppische Sorgen äußert. Fragt Euch erst einmal wie es dem Volk geht! Und wenn das zu viel verlangt ist, dann macht doch bitte Urlaub in der Türkei oder Marokko. Palmen und Strand hat es da auch, wie auch Sonne. Die Woche AI mit Verwöhnaroma im 4-5 Sterne-Bunker ab 400 Euro, Last Minute noch billiger. Dazu habt Ihr mehr vom Urlaub, denn Ihr verplempert keine Zeit im Flieger, um in ein Land zu kommen was Ihr eh nicht kennt.
P.S.
Dieser Hut ist für eine besondere Spezies Touristen gedacht die leider die Mehrheit stellen. Allen Urlaubern, die sich aufgeschlossen und hilfsbereit, tolerant und menschlich zeigten und zeigen: IHR seid nicht gemeint, aber jederzeit herzlich Willkommen!
Dieses Video zeigt einen Dominikaner, seinem Umgang mit Hurrikan Matthew und dem Hochwasser (SEHT ES EUCH AN!):
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und der zweite Teil: https://www.facebook.com/100007859950471/videos/vb.100007859950471/1789316754673639/?type=2&theater