Dominikanische Republik: Organisationen reklamieren Änderungen für Sosua zur Tourismuswiederbelebung

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Puerto Plata.- Seit vielen Jahren ist die Bürgermeisterin von Sosua bemüht, den Tourismus wieder zu beleben. Auf den ersten Blick ein positives Ansinnen, allein die Wege sind zweifelhaft. Ilana Neumann sieht in dem kleinen Ort das perfekte Ziel für Familientourismus, verteufelt gleichzeitig die Prostitution. 

Rückblickend muss man feststellen, dass in den 80er und 90er Jahren der Tourismus in Sosua blühte. Der kleine Ort an der Nordküste der Dominikanischen Republik war weltweit bekannt und erhielt gar den Beinamen „Ibiza der Karibik“. Ein halbes Dutzend Discotheken gab es mindestens, unzählige Bars und andere Unterhaltungszentren, die Urlauber standen an den Tresen in drei Reihen, z.B. an der Plaza Sosua. Es gab mehr als 20 Hotels und Pensionen, der Ort hatte zahlreiche Kneipen und Restaurants, Boutiquen und Dienstleistungsbetriebe wie Friseure und Schönheitssalons. All das machte den Glanz von Sosua aus. 

Bürgermeisterin Neumann verkündet, dass sie nicht ermüden werde, Sosua den Glanz der Vergangenheit zurückzugeben. Alle notwendigen Aktionen sollen kompromisslos umgesetzt werden um den Ort als Urlaubsziel für Familien zu machen. Hier liegt nun der Irrtum der Bürgermeisterin, welche einfach nicht wahrhaben will, welcher Art der Tourismus in der Vergangenheit war. Es waren vornehmlich Singles und junge Paare, sie kamen, um Party und Vergnügen zu genießen. Familien kamen damals nicht und werden jetzt erst recht nicht kommen. 

Was hat Sosua denn für Familien zu bieten? Zwei schöne Strände. Wie viele Familienhotels gibt es? Keines. Nur noch das Casa Marina Beach / Reef ist geblieben als AI Hotel, andere Hotels sind seit vielen Jahren geschlossen. Zusätzlich gibt es noch einige kleinere Hotels und Pensionen, deren Gäste aber sind wieder Singles und Paare. Alte Sosua – Liebhaber, welche mit Wehmut an die alten Zeiten denken. 

Neumann hatte schon einmal zu einem Schlag ausgeholt. Die ach so unsittlichen Bars an der Pedro Clisante bekamen per Anordnung Auflagen. Alle Fenster und sonstige Einblicke in die Bars mussten durch Verblendungen „abgedichtet“ werden. Der Tourist sollte nicht durch den Anblick der vielen jungen Frauen nicht belästigt werden. Aber ist es nicht gerade das, was viele Urlauber suchen, eine nette Begleiterin für schöne Stunden / Tage? Wo sind denn die Familien, die sich durch solche Anblicke gestört fühlen könnten? 

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Die Bürgermeisterin hatte Ideen. Die Pedro Clisante, die Hauptstraße der Unterhaltungsszene, sollte zur Fußgängerzone (temporär in den Abendstunden) werden, am Samstag sollte es Gratiskonzerte geben, Open – Air Familienkino. Diese Ideen endeten als totaler Flop. Es gab eben keine internationalen Familienurlauber, welche mit Kindern das Kinoangebot nutzten. Zudem, was sollen internationale Gäste mit Filmen anfangen, die in spanischer Sprache ausgestrahlt werden? Und dominikanische Familien kommen nicht, denn im ganzen Land hat Sosua seinen Namen, der eben nicht Familien anspricht. 

Jetzt kommt die Bürgermeisterin zurück, Beistand bekommt sie vom Tourismusministerium (MITUR), dem Öffentlichen Ministerium (MP), der Nationalpolizei (PN) und der Tourismuspolizei (CESTUR). Mit dieser Rückendeckung will Neumann wieder ihre gewünschten Ziele verwirklichen. Vertreter dieser Organisationen, sowie Vertreter aus sozialen und wirtschaftlichen Sektoren, Unternehmer und Hotelbesitzer, Nachbarschaftsvereinigungen, die Kirche und Sportvereine, sowie Pressevertreter haben sich im Hotel Casa Marina getroffen und sprachen über diverse Themen. 

Ein Plan ist, die Bars an der Pedro Clisante zu schließen, deutlicher: Betriebe, wo Prostituierte auf Kunden warten, sollen die „Meile“ verlassen. Entsprechende Schreiben haben Betreiber solcher Einrichtungen schon erhalten. Hier muss man sich nun wieder fragen, was Neumann damit erreichen will? Sicher nicht das Ende des Sex-Tourismus. Schon vor mehr als 20 Jahren boomte das Geschäft auch dezentral, wie z.B. in den Discotheken Copacabana, High Caribbean und Casa del Sol. Alle Discotheken lagen außerhalb des Stadtzentrums. Motoconchos hatten ein gutes Geschäft. Zentral lagen nur zwei Discos: Tucan und Moby Dick. 

Durch welche Betriebe sollten dann diese Ladenlokale ersetzt werden? Umbauten würden Millionen (RD$) verschlingen, eine Garantie, dass das neue Geschäft auch läuft, gibt es nicht. Was soll sich dort ansiedeln? Restaurants? Schon jetzt gibt es genug davon und viele kämpfen um die Existenz. Es fehlen eben die Urlauber. Die Mieten für die „beste Lage“ dürfte nicht gering sein, was also soll dort einziehen, wo heute die Bars sind? 

Ilona Neumann spricht immer wieder vom Familientourismus. Dazu fehlt jedoch die komplette Infrastruktur. Damals gab es noch einen Agua – Park mit Wasserrutschen, heute ist diese Einrichtung eine verlassene Ruine. Was sonst könnten Kinder machen? Als Unterhaltungspark könnte man noch das „Monkeyland“ nennen, Tierschützer kritisieren aber zu  Recht solche Einrichtungen und Plattformen wie TripAdvisor bieten solche Aktivitäten nicht mehr an. Man muss sich auch ernsthaft fragen, warum man Affen in Gefangenschaft als Unterhaltung ansehen soll, zumal diese Tiere gar nicht zur Dominikanischen Republik gehören. (Lesen Sie auch: http://www.domreptotal.com/karibik-tier-misshandlungen-zur-unterhaltung-von-touristen/)

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Alle anderen Touren und Unternehmungen liegen weit entfernt von Sosua. Ob die Paradiesinsel, die Seilbahn oder die Kaskaden von Damajagua, diese Einrichtungen kann man schneller und besser ab Puerto Plata erreichen, hier ist auch das Hotelangebot vielseitiger. Sosua kann und wird nie mit der Konkurrenz im Osten mithalten können, wo riesige Hotelanlagen mit Kinderclubs deutlich familienfreundlicher sind. Hotelanimation, Kinderdisco u.v.m. sind dort Standard, in Sosua nicht einmal im Angebot. Selbst im Vergleich mit Puerto Plata liegt man weit hinten. 

Warum kann sich die Bürgermeisterin nicht an das Image von Sosua gewöhnen, welches sich über Jahrzehnte manifestiert hat und nicht zu verdrängen ist? Man sollte sich an Boca Chica ein Beispiel nehmen. Dort wird auch jeden Abend die Hauptstraße (Duarte) zur Fußgängerzone, dann flanieren hier Touristen (und Frauen), lassen sich in Bars und Restaurants nieder. Die CESTUR flaniert ebenfalls, kontrolliert das Treiben und sorgt dafür, dass Touristen nicht zu sehr von Schuhputzern, Bettlern und Frauen belästigt werden. So kann man das Leben aufrecht erhalten, Touristen kommen, Singles und Paare. Wer seine Ruhe will, kann diese an anderen Orten finden. 

Man kann Sosua und seinen Bewohnern nur wünschen, dass sich 2020 das Blatt wendet. Es fehlt ein Bürgermeister/in mit Umsicht und Weitsicht, nicht mit Ideen, die einfach nicht realisierbar sind. Nicht einmal mit der Mithilfe der oben genannten Behörden und Einrichtungen. Erreichen wird man nur, dass anschließend einige Barbetreiber in den Ruin getrieben werden. Die Wirtschaft wird nicht boomen, sie wird schwächer werden.

Fotos: Infotur

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