La Victoria, der Name steht nicht für Sieg sondern für die Hölle. Zumindest, wenn damit die Strafanstalt in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, gemeint ist. Dieser Knast ist permanent überbelegt, bis um das 7fache, so manche Medienberichte. Als neuer Häftling ist man zuerst einer Qual ausgesetzt. Hetzjagden beginnen, Ausnutzungen durch Mit-Insassen und durch das Sicherheitspersonal.
Schnell erlernt der neue Strafgefangene die Regeln in La Victoria, hier regiert Geld die Welt innerhalb der Gefängnismauern. Zuerst, bei der Einlieferung, wird der Gefangene durch die Polizei „abgegriffen“. Nach der persönlichen Durchsuchung geht es dann weiter, die Insassen der Strafanstalt fallen wie ein Bienenschwarm über den Neuling her. Der wird gleich zur Kasse gebeten. In der überfüllten Anlage ist ein Schlafplatz Mangelware, wer hier eine Matratze will, der muss zahlen.
Selbst wenn der Gefangene Besuch empfangen will, sein Besuch muss zahlen damit man ihn zu dem gewünschten Insassen bringt. Zuvor wird der Besuch schon angebettelt, „gib mir was zu Essen“ bedeutet nicht unbedingt dass man auch Lebensmittel will, Bargeld ist gefordert. Dann wird der Besucher durchsucht. Waffen, Handy oder Drogen? Der Gefängnisinsasse hat wenig Freude wenn Besuch kommt, viel kann er nicht bringen. Die Lebensmittel zum Beispiel, will er sie kochen, erfordern Brennmaterial. Dies muss von den Sicherheitsbeamten gekauft werden. Brennholz oder Holzkohle wird verkauft.
Wer Geld hat, der kann sich hingegen alles kaufen, der Knast hat alles im Angebot: Eine Zelle, Fernseher, Handy, die eigene Sicherheit muss ebenso erkauft werden und ja, auch Drogen gibt es.
Der Kauf einer Zelle ist nicht nur in La Victoria üblich, es ist eine gängige Praxis, so auch in Hatillo oder Azua. Bis zu einer halben Million Pesos kostet eine bequeme Zelle, das Geld sieht natürlich außerhalb des Knastes niemand, das verteilt sich innerhalb der Gefängnisleitung und des Sicherheitspersonals. Die komfortabelsten Zellen liegen in La Victoria in einem Bereich, den man „Alaska“ nennt. Eine Zelle wird vermietet und kostet zwischen zwei bis dreitausend Pesos im Monat. Das ist schon ein Luxus, denn die Mehrheit der Insassen ist unmenschlich untergebracht, ihre Unterbringung erinnert an einen Viehstall aus einer Massenzuchtanlage. Platz, der normalerweise für eine Person ausreicht, der muss aufgeteilt werden zwischen 3-4 Strafgefangenen. Wie Sardinen liegen hier die Gefängnisinsassen auf dem Boden.
Gebaut wurde dieser Knast einst in der Ära von Diktator Rafael Leonidas Trujillo de Molina, bis zu 800 Gefangene sollten hier untergebracht werden. Heute befinden sich hier bis zu 8.000 Personen in Gefangenschaft. Neben der Überbelegung gibt es das Problem der Lage. Bei starken Regenfällen stehen weite Teile der Gefängnisanstalt unter Wasser, manchmal sogar die komplette. Mangelnde Hygiene führt oft zu Krankheitsausbrüchen.