Im Norden der Halbinsel Samaná, im Nordosten der Dominikanischen Republik, findet man einen Ort names Las Terrenas. Ein Ort, der vor nur 2 Jahrzehnten stand für ein kleines verträumtes Fischerdorf. Touristen gab es wenige und wer sich hier als Resident nieder ließ, den kann man (im positiven Sinne) als Auswanderer und Aussteiger bezeichnen. Viele lesen zum Beispiel noch heute gern die Anekdoten von „Pedro de Las Terrenas“. Seine Bücher wurden begeistert gelesen und beschreiben ein Las Terrenas dass es heute leider nicht mehr so gibt.

Ein anderer beliebter Resident ist leider verstorben. „Pino de Austria“ war ein Unikum, ein Lebenskünstler. Sein Projekt fand einen Nachfolger, doch Pino bleibt unvergessen. Einzig in seiner Art hat er sowohl Residenten „auf Kurzurlaub“ wie Urlauber begeistert. Lebensfreude pur. Las Terrenas war ein Paradies für Menschen dieser Art.

Tourismus gab es nur wenig, einige kleinere Hotels und Anlagen mit Ferienhäuschen boten einen individuellen Urlaub. Der karibische Charakter blieb erhalten, die dominikanische Lebensweise stand im Vordergrund. Vor allem der Ort Las Terrenas kann sich mit zahlreichen Traumstränden schmücken, sogar heute noch, obwohl an einigen Orten die Strömung den Sand abträgt und Strände schmaler werden.

Einige Traumstrände

Es gab aber einen Wandel. Von den früheren Aussteigern und Lebenskünstlern mit ihrem Charma findet man heute kaum noch welche. Sie gibt es noch, sie leben jedoch eher zurückgezogen, kennen ihre kleinen Traumoasen.

Mehr und mehr verdrängt wird man von Luxushotels, Luxusvillen und exklusiven Appartementanlagen. Immerhin, dem typischen Alles Inklusive Tourismus, wie er in der Dominikanischen Republik üblich ist, findet man auch heute eher selten. Mehr und mehr entstehen jedoch diese vorgenannten Projekte. Damit bekommt Las Terrenas ein neues Gesicht. Man entfernt sich vom Image eines Fischerdorfes mit „Hippie-Flair“, Luxus und Komfort drängen in den Vordergrund.

moderne Plaza

Immerhin, es hat sich in gewissem Sinne auch positiv gewandelt. Zumindest aus der Sicht des Kommerz und Handels. Immobilienpreise schossen nach oben, es gibt eine deutlich bessere Infrastruktur (ob Supermärkte oder medizinische Versorgung) und so wurde aus einem kleinen verträumten Dorf nun ein vibrierender Ort. An nationalen Feiertage strömen zahlreiche Dominikaner hier her, die Reichen des Landes haben hier sogar ihren Zweitwohnsitz. An solchen Tagen platzt LT aus allen Nähten. Die Straßen sind heute, im Vergleich zu 20 Jahren vorher, fast alle asphaltiert. Doch die Enge ist geblieben und dann wird es für PKW und LKW ein Hindernislauf durch den Ort. Vielleicht knattern deshalb so viele Bikes und Quads durch den Ort. Damit kommt man auch durch enge Wege und die vielen „schlafenden Polizisten“ und Schlaglöcher sind kein Hindernis, eher ein erhöhter Spaßfaktor.

Las Terrenas bietet nun verträumte Strände, Nightlife, eine Gastronomie die von Pica Pollo über Dutzende Pizzerien bis hin zu hoher Gourmet-Kunst (Mi Corazan, ein exzellentes Restaurant in der Hauptstrasse Duarte; www.micorazon.com) alles anbietet. Man findet kleine Hotelzimmer für 25-30 USD, aber auch zahlreiche Traumvillen wo die Nacht 500 USD und deutlich mehr kosten.

„Mi Corazon“

Als Urlauber in einer Ferienwohnung oder in einem kleinen Bungalow hat man jedoch die Möglichkeit seinen Fisch oder Langusten frisch bei den Fischern am Friedhof zu kaufen und selber zuzubereiten. Gespeist wird dann im tropischen Garten. Wo sonst kann man das in der Dominikanischen Republik?

Wer flexibel unterwegs ist oder sich ein Quad mietet, der bekommt alles. Von Nightlife mit typisch dominikanischer Lautstärke bis hin zu Traumstränden die man für sich allen hat, ein Fischer bringt einen dort per Boot hin und holt einen auch wieder ab. Die Strände, obwohl an der Atlantikküste gelegen, stehen den Traumstränden an der Karibischen See nicht nach, es gibt perfekte Plätze für Kite-Surfen, zum Schnorcheln und Tauchen.

Der Wandel von Las Terrenas, weg von der Aussteiger-Idylle und hin zum Luxusurlaub oder Individualurlaub hat auch eine positive Wirkung für einen anderen Ort gebracht. Las Galeras, hoch oben, der äußerste Ort im Nordosten des Landes, wird mehr und mehr entdeckt. Von den Menschen, die einst das Las Terrenas der 80er und 90er Jahre liebten. Ein kleines Fischerdorf, Traumstrände und Ruhe. Ein Paradies ohne Verkehrslärm und Disco.

LT aus der Luft

Las Terrenas muss allerdings aufpassen. Wie schon erwähnt, das enge Straßennetz und die extrem steigende Population bringen Probleme. Der Verkehr ist eines davon, die Strom-Mafia ein anderes. Gab es vor Jahren immer Strom (dank eines privaten Stromanbieters – leider auch zu entsprechenden Preisen), so gibt es nun Stromausfälle, Anschläge auf die Stromnetze der „Konkurrenz“. Letzteres Problem scheint sich zu lösen, nach einigen Krawallen die nicht nur die Bevölkerung verängstigten.

Nicht zuletzt klagen einige Tourismusunternehmen und Hoteliers über die hohen Mautgebühren. Moderne Autobahnen (privat erstellt und daher Maut-pflichtig) sollten eigentlich den Tourismus beleben. Nun scheinen sich die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen, Grund sei die hohe Maut. Das jedenfalls sagen die Hoteliers und Tourismusunternehmer. Andererseits: es gibt ja noch die alten Wege, wer also die Maut fürchtet, der kann ja diese alten Routen wählen. Vor allem aber muss man einmal hinterfragen ob es wirklich an rund 20 Euro Gebühren scheitert, einen Urlaub in Las Terrenas zu machen. Man hat ja auch das Geld für die Anmietung einer Villa und fährt einen Geländewagen der gehobenen Kategorie.

Traum-Boulevard zu hohen Maut-Tarifen

Es wird eher so sein dass man einfach mehr die Region bewerben sollte. Es sind nicht nur die Traumstrände. Eine üppige Vegetation bietet viel für den populären Ökotourismus. Las Terrenas lebt eine Multi-Kultur, dank der Dominikaner und Residenten zahlreicher Nationen. Diese Vielfältigkeit der Region muss betont werden, dann findet man auch ganzjährig seine Liebhaber und nicht nur an langen Wochenenden oder der Osterwoche und Weihnachten. Diese Zeiten sind im Grunde ein No-Go für jeden Naturfreund.

Las Terrenas bietet auch heute noch seine verschwiegenen Plätze. Es gibt auch heute noch Menschen der Kategorie „Unikum“. Sie haben ihr Auskommen, denn wer hier seit Jahrzehnten überlebt hat, das paradiesische Leben mit allem Für und Wider kennt, der weiß auch: Ohne Fleiß kein Preis. Eine wichtige Erfahrung die in den vergangenen Jahren auch dazu geführt hat dass viele „Möchtegern-Aussteiger“ und Auswanderer wieder das Land verließen. Der Selbstreinigungs-Prozess des Paradieses könnte man es nennen. Doch das ist ein anderes Thema.

Las Terrenas hat in den letzten drei Jahrzehnten einen enormen Wandel vollzogen. Die Bevölkerung hat sich mehr als vervierfacht und wie schon erwähnt, es brachte Gutes wie auch Schlechtes mit sich. Es liegt im Auge des Betrachters, aber jeder findet in diesem Ort seinen Winkel. In diesem Sinne wünschen wir jedem das Beste. Dem Urlauber wie dem Neubürger, vor allem aber den „Alt-Eingesessenen“ die im Dienste Aller stehen und ihre Dienstleistungen anbieten.