Touristen wissen häufig dass die Dominikanische Republik ein christliches Land ist, nahezu 95% der Bevölkerung sollen dem Glauben der Katholischen Kirche angehören. Wer nun als Deutscher Katholik jetzt hier die Weihnachtszeit erlebt, der dürfte verwundert und überrascht sein. Die uns eingepredigte Ruhe und Besinnlichkeit findet man hier nicht. Fassen wir es kurz und kommen zu den Gemeinsamkeiten: man baut auch hier Krippen auf. Ansonsten ähnelt die Dekoration dem Land aus dem die Idole kommen, die Vorbilder: USA. Als ob es keine Stromkrise gibt, alle Baumstämme und Pfosten werden mit Lichterketten umhangen, Büsche, Fenster, Türen usw. natürlich auch. Mit anderen Worten – was nicht weglaufen kann bekommt Lichterketten umgehangen.
Adventssingen oder der vermehrte Drang zum Kirchgang ist hier nicht zu beobachten, vielleicht bei ganz wenigen und wirklich gläubigen Christen. Der Dominikaner lebt sein Weihnachten. Dabei sind wir dann mit unserem Argusauge gleich beim nächsten Punkt. Political correctness kennt man nicht. Hier sagt man dann „Happy Christmas“, eigentlich wâre Happy Holidays richtig. Merry Christmas käme uns eigentlich noch näher. Aber gerade im Englischen drückt der Dominikaner sehr wohl und genau das aus was er mit Weihnachten verbindet. In seiner Heimatsprache sagt er ja „Feliz Navidad“, Glückliche (Frohe) Weihnachten. Wenn wir das nun interpretieren sollen, dann bedarf es tatsächlich viel Glück um diese Zeit unfallfrei und lebend zu überstehen.
Genug der Wortspielerei, zurück zu der Aussage „Happy Christmas“. Der Dominikaner sieht darin nichts Falsches, es drückt genau das aus was er lebt und zeigt und jetzt zelebriert. Bunte und blinkende Lichterketten lenken vom grauen und schweren Alltag mit seinen Problemen ab.
Kaufhauskonzerne haben schon zum „Black Friday“ für die Bescherung gesorgt und der Sozialplan der Präsidentschaft rückt auch dieses Jahr mit seinen Mobilküchen aus und verteilt Gratisessen an die Ärmsten der Armen. Ebenso bieten die Comedores Economicos Weihnachtsessen an, verteilen Brathuhn, es gibt sogar Trauben oder einen Apfel. Ist das kein Grund um „happy“ zu sein?
Der Dominikaner ist mit sehr wenig zufrieden, sonst hätten wir schon längst eine Revolution. Sind also auch wir happy dass es ausreicht den Hunger mit einer Weihnachtsmahlzeit zu stillen. Auch darüber macht sich der Dominikaner keine Gedanken. Er will nur das HAPPY, dass für ihn in erster Linie Musik ist. Wenn man es sich noch leisten kann eine Flasche Rum unter Freunden teilen zu kónnen, dann ist es perfekt.
Wie schon in der Semana Santa, der Osterwoche, wird Weihnachten nicht wirklich als christliches Ereignis wahrgenommen. Man hat eine entsprechende Dekoration, aber sie ist bunt und dient so wie das Discolicht als Party-Illumination. In dieser Jahreszeit gibt es Konzerte überall, die besten Künstler treten sogar gratis auf. Nicht nur die Regierung sponsert, auch die Unternehmen, Brugal und Presidente zum Beispiel.
Wer jetzt Kritik übt an diesem Lärm, der ist einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Weihnachten gehört den Dominikanern.
Erinnert man sich an den Slogan vom Innenministerium und der Polizei, so lautet die diesjährige Aktion „Mavidad en Paz“. Weihnachten im Frieden. Der Polizeipräsident versprach den Bürgern die gewünschte Ruhe zu bringen.
Gott sei Dank sagen ja Funktionäre und Politiker immer nicht das Richtige. Denn Ruhe will jetzt niemand. Frieden wäre ein christlicher Begriff, daran denkt keiner. Was man sich wünscht ist Sicherheit. Im Heim, auf der Straße. Ob die Polizei es schafft? Man darf gespannt sein.
Viele werden bei den exzessiven Feiern den Tod finden. Einige sterben durch eine Alkohol- oder Lebensmittelvergiftung, einige ertrinken. Die meisten lassen ihr Leben auf der Straße, es war (wieder einmal) zu viel Alkohol im Spiel. Aber steht es uns zu, Kritik zu üben? Seit Jahren bringen die Aktionen kaum Erfolg, zu Recht sagt man: der Dominikaner ist unbelehrbar, Beratungs-resistent.
Wir werden es nie verstehen warum der Dominikaner so ist, der Dominikaner will es nie verstehen, was wir Europäer zu meckern haben. Happy war das Losungswort. Happy Christmas! Jetzt ist man fröhlich und manch einer zahlt einen hohen Preis, er zahlt mit seinem Leben. Aber er starb „happy“.
Lassen wir dem Volk seine Kultur, deshalb sind doch auch wir hier! Waren es nicht die Fröhlichkeit und die Ausgelassenheit die uns so faszinierten, uns aus unserem grauen und monotonen Leben lockten? Wir können ja vorsichtiger sein, aber feiern wir mit.
Jeder, der das Weihnachtsfest ruhig und besinnlich feiern möchte sollte sich jetzt Oropax kaufen. Dann einen Großeinkauf machen und erst wieder nach den Heiligen Drei Königen auf die Straße kommen.
Wir wünschen nun jedem Leser das Seine:
Happy Christmas, Merry Christmas, Frohe Weihnachten oder Feliz Navidad. Egal wie gefeiert wird, habt Spaß! Zumindest einmal im Jahr sollten wir den Einheimischen folgen.
Eine zynische Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen: Wie auch immer, hier in der Karibik darf man noch feiern wie man möchte! In Deutschland sind schon Weihnachtsmärkte zu Wintermärkten umbenannt worden. Political correctness?